Ein uns heute unbekannter Kaufmann aus dem Nachbarstädtchen Schotten schrieb Anfang des Jahres 1914 (Erster Weltkrieg) an das Diakonissenmutterhauses Hebron in Marburg mit der Bitte, man möge ihm doch eine Schwester (Diakonisse) schicken, die sich der Frauen, Mädchen, und Kinder in den umliegenden Dörfern annehmen und ihnen die frohe Botschaft von Jesus Christus sagen sollte.
Das Diakonissenmutterhaus entsprach seiner Bitte und schickte ihm eine Schwester. Und so wanderte diese Schwester von Ort zu Ort durch die umliegenden Ortschaften.
Die Chronik berichtet:
„Ulfa war eine der ersten Ortschaften die sich dem Evangelium öffneten, die den Dienst der Schwester gern und dankbar annahmen.
Am 13. März 1914 wurden in Ulfa die ersten Hausbesuche von der Schwester gemacht, bei denen sich Herzenstüren bei den Frauen öffneten. So wie bei der biblischen Lydia in Philippi, deren Herz der Herr auftat, und dann auch ihr Haus dem Boden Gottes öffnete“
Am 25. März kamen fünfzehn Frauen zur Frauenstunde und vierzig Kinder zur Kinderstunde. Alle Treffen fanden in privaten, meist sehr kleinen Wohnzimmern statt.
„Und so blieb auch das kleine Häuflein von Frauen in der Gemeinschaft auf das Wunder Gottes angewiesen, dass sich eine Tür nach der anderen auftat, und so die Arbeit wachsen konnte, wenn auch nicht ohne Widerstände“
Anfang des ersten Weltkriegs wurde eine Schreinerwerkstatt als Versammlungsraum genutzt.
„Das war damals eine große Gebetserhörung für uns, da wir in einer verzweifelten Lage waren.“
So wurde nach und nach der Wunsch nach einer eigenen Schwester laut, da im Herbst 1918 eine Grippeepidemie in den Dörfern, auch in Ulfa, wütete.
Die Gemeinschaft bestand zu jener Zeit aus lauter Frauen. Doch diese Frauen ließen sich nicht entmutigen, sie gingen zu ihrem Herrn und Heiland ins Gebet.
„Es lagen in dieser Zeit viel krank fest, viele starben ohne Trost, ohne Hilfe und ohne einen lebendigen Heiland.“
Am 11. April 1919 durften nach langem Hin und Her die lieben Geschwister hier in Ulfa ihre erste Diakonisse, Schwester Lina Schmitt, begrüßen.
(Anm: Dieses Datum wird seither als Gründungsdatum gefeiert)
„Sie fand ein großes Arbeitsfeld vor. Besonders dankbar waren die Kranken für ihre Hilfe. Die Schwester hatte ein Wohnzimmer, welches zugleich Küche, Schlafzimmer und Versammlungsraum war.“
„Im Winter 1919/20 fand eine Evangelisation mit zwei weiteren Diakonissen aus Marburg statt. Das Wort, das die beiden Schwestern verkündeten segnete der Herr, er schloss Herzenstüren auf, sodass die kleine Gemeinschaft gesegnet wurde. „
Die Chronik berichtet anschließend:
„Es war Tagesgespräch geworden, dass die jungen Mädchen, es waren neun an der Zahl, die sich für Jesus entschieden hatten, nicht heiraten dürfen, sondern mussten Schwester werden oder ledig bleiben. Da gab es nun ein Staunen, als nun doch zwei Jugendbündler heirateten. Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Nun war den lieben Ulfaern bewiesen, dass die Frommen auch heiraten dürfen.“
„Es legte sich nun schwer auf unsere Herzen, dass wir noch keine Männer in unserer
Gemeinschaft hatten. Dadurch legte sich die Last und Verantwortung der Gemeinschaft auf die Schultern der Frauen. Wir beteten gemeinsam, sagten diese Not unserem Heiland. Gleichzeitig planten wir für den nächsten Winter eine Evangelisation.“
Diese fand im Winter 1921 statt:
„Unser Flehen, er möge uns doch Männer schenken, die zum Glauben an Jesus kommen, hat er
erhört. Es kamen vier Männer zum Glauben an Jesus. Nun hatten wir eine große Stärkung. Hier sehen wir: Die Sach´ ist dein Herr Jesus Christ, die Sach an der wir stehen.“
Für Versammlungen konnte zwischenzeitlich ein Wirtssaal genutzt werden, was eine große Verbesserung darstellte, aber leider nur eine kurze Zeit.
„Die Zahl war nun gewachsen und stand obdachlos da. Da musste die Schwesternwohnung zum Zusammenkommen dienen. Der Geist war ein guter und reger. Es war ein frisches, frohes Leben unter den alten und neuen Gotteskindern. Unser Heiland ließ uns im Blick auf einen Versammlungsraum warten, bis unser Gebet ein Schreien wurde. Da machte der Herr Herrn Z. willig, die Versammlung in sein Haus aufzunehmen. Ein Zimmer wurde ausgeräumt und wir durften am 6. Februar 1921 unseren neuen Versammlungsraum einweihen zur Ehre des Herrn.“
In den Folgejahren kam der Wunsch auf „wir wollen bauen“. Das Holz zum Bau wurde schon gekauft, dann wurde wieder abgeraten, einmal wurde sogar der Vorschlag gemacht, das Holz wieder zu verkaufen. Durch besondere Nöte wurde uns aber ganz klar gezeigt, dass es des Herrn Wille sei, einen Gemeinschaftssaal zu bauen und zwar im Obergeschoß der Scheune von Frau K. Die Chronik berichtet, wie in diesen wirtschaftlich schwierigen Jahren die Mitglieder mühsam aber frohen Herzens kleine und große Spenden gaben, damit der „Saal“ und eine Schwesternwohnung mit viel Eigenleistung gebaut und am 20. Oktober 1929 eingeweiht werden konnte.
„Vom 18. bis 30. Januar 1931 hatten wir die erste Evangelisation auf unserem neuen Saal. Und der Herr tat hinzu 17 an der Zahl. Es gab auch manchen Sturm, aber ohne Sturm kein Sonnenschein.“
In den schrecklichen Kriegszeiten mußten auch die Männer der Gemeinschaft an die Front, es gab viel Trauer im Dorf zu bewältigen. Der neue Saal wurde zur Hälfte vom deutschen Reich beschlagnahmt, hier wurden bis zu 10 Luftwaffenhelferinnen einquartiert, die für die Verteidigung des Flughafens Harb eingeteilt waren.
In diesen Nachkriegsjahren waren die Evangelisationen so gut besucht, dass der Saal die Menschen kaum fassen konnte.
„da saßen die Leute auf der Treppe, während etliche im Haus vorne von Frau K. auf den Knien während der Stunde beteten. Es kamen damals viele junge Menschen zum Glauben an Jesus. Morgens um 9 Uhr beteten wir, nachmittags war Bibelstunde mit Gebetsgemeinschaft, und abends Evangelisationsstunde. Es waren für uns Gemeinschaftsleute Tage der Freude, Erquickung und Stärkung.“